Der Hovawart

Rasseporträt von Denise Gaudy,
Zuchtwartin Schweiz. Hovawart-Club


Der Hovawart ist ein mittelgrosser, lebhafter, körperlich und mental robuster, aber trotzdem sehr feinfühliger Hofhund mit entsprechend hervorragenden Eigenschaften als Wächter und Beschützer. Er ist langhaarig, und es gibt ihn in den drei Farbschlägen Blond, Schwarzmarken und Schwarz. In der Schweiz wird die ursprünglich deutsche Rasse in erster Linie als Familienhund gezüchtet und gehalten. Der Hovawart ist ein geselliger Hund, sucht den Anschluss an seine Bezugspersonen und gehört deshalb ins Haus und nicht in einen Zwinger.


Der Hovawart ist zwar kein Hund für Stubenhocker, aber auch kein Hund für Leute mit übertriebenem hundesportlichem Ehrgeiz. Menschen, die einen Hovawart haben, sind in der Regel unternehmungslustig und dynamisch, lieben die Natur, bewegen sich gerne draussen, scheuen kein Wetter, sind unkompliziert und unzimperlich und schätzen zudem einen Partner, der jedes Abenteuer freudig mitmacht. Sie sind fasziniert von einem eigenwilligen Lebewesen, das sich ungern manipulieren lässt, und auf das man am besten vorbehaltlos, unbefangen und mit einer Prise Humor, aber dennoch mit Hochachtung, eingeht. Wer sein Herz für einen Hovawart öffnet, um ihn vom Welpen- bis ins Seniorenalter täglich neu zu erleben, der wird um einen aufrichtigen, feinfühligen und innigen Freund reicher, und der wird nie mehr von dieser Hunderasse los kommen.


Junge Rasse mit altem Namen
Auch wenn sein Name ins Mittelalter zurückweist, ist der Hovawart eine relativ neue Züchtung unter den Hunderassen: Der erste Wurf wurde 1922 von Kurt Friedrich König im deutschen Zuchtbuch eingetragen. Erste Zuchtversuche unternahm allerdings bereits dessen Vater Bertram König in Deutschland vor dem ersten Weltkrieg, und zwar mit grossen, langhaarigen Bauernhunden. Ein Hund aus einer solchen Paarung gelangte übrigens um 1908 in den Besitz von Professor Albert Heim, Alpengeologe, Kynologe und Förderer von Rassehunden, der ihn als „schlanken Typ des Berner Sennenhundes“ beschrieb. Bertram Königs züchterische Aktivitäten wurden durch den ersten Weltkrieg abrupt abgebrochen. Danach trat Kurt F. König in die Fussstapfen seines Vaters. Eigentlich gilt er heutzutage als Herauszüchter der Rasse. Dabei verfolgte Kurt F. König ein Ideal: Der mittelgrosse, knochenstarke, robuste, langhaarige und charakterlich zuverlässige Bauern- und Hofhund, wie es ihn in Deutschland und im übrigen Europa seit Jahrhunderten gibt, und wie man ihn auch kennt von Albrecht Dürers Kupferstich „Ritter, Tod und Teufel“ aus dem Jahr 1513. Der Name „Hovawart“ taucht übrigens erstmals auf in einem mittelalterlichen Rechtsbuch von 1275, dem so genannten „Schwabenspiegel“. Demnach wurde man für Diebstahl oder Töten eines „hovewarts“ gebüsst. Der „hovewart“ taucht auch in der mittelalterlichen Literatur auf als Hofwächter der Bauern und des niederen Adels. Vorherrschende Farben dieser stock- oder zotthaarigen mittelalterlichen Hunde mit den eher kleinen Schlappohren waren vermutlich Graubraun in allen Schattierungen, Schwarz mit gelben Abzeichen und Schecken mit unterschiedlich viel Weiss. Tatsache ist, dass Vater und Sohn König diesen „alten Germanenhund“ auferstehen lassen wollten, eine fragwürdige Idee, die dem Zeitgeist der Dreissigerjahre und dem Gedankengut der Nationalsozialisten entsprach und der Züchtung einer neuen Hunderasse nützte. Zwischen den beiden Weltkriegen wurden zu diesem Zweck so genannte Typhunde – Mischlinge, die dem mittelalterlichen Vorbild glichen – zur Zucht verwendet. Diese herkömmlichen Bauernhunde fand man mühelos auf abgelegenen Höfen im Harz und Schwarzwald. Sie wurden wahllos mit Rassehunden gekreuzt; unter anderen mit Leonbergern, Bernhardinern des alten Schlags, Grossen Schweizer Sennenhunden, leichten Neufundländern, Landseern, Kuvasz und deutschen Schäferhunden. Aus diesen Paarungen entstand bald einmal der angestrebte Typ, und die ersten Hovawartzüchter konnten sich auf eine einheitliche Grösse und Behaarung sowie auf die gewünschten Farben konzentrieren. 1937 wurde der Hovawart als neue, eigenständige, deutsche Hunderasse international anerkannt. Seit 1964 gilt der Hovawart zudem offiziell als Gebrauchshund.


Imposant, elegant, robust
Heute ist der Hovawart ein imposanter, mittelgrosser, gut proportionierter, gestreckter Hund von kräftiger Statur. Er strahlt Stolz und Erhabenheit aus. An Grösse, Kopf und Konstitution ist der Unterschied zwischen Rüde und Hündin auf den ersten Blick erkennbar. Der harmonische Körperbau – nicht zu mächtig aber keinesfalls zierlich – und die schwungvollen, raumgreifenden Bewegungsabläufe machen den Hovawart zum kraftvollen, beweglichen Athleten und zum ausdauernden, schnellen Läufer. Er ist zudem temperamentvoll, bewegungsfreudig, widerstandsfähig und wetterfest. Geschichtlich (in der ehemaligen DDR wurden auch Hovawarte gezüchtet – ohne Austausch von Zuchttieren über die Landesgrenzen hinweg) und auch vereinspolitisch bedingt gibt es unter den Hovawarten sehr verschiedene Rassevertreter: Vom derben Typ, der eher dem alten Bauernhundeschlag gleicht bis zum eleganten Typ mit der edlen Ausstrahlung. Den Hovawart gibt es in den drei Farbschlägen Blond, Schwarzmarken und Schwarz. In der Schweiz sind schwarze Vertreter mit zwischen fünf und zehn Prozent am seltensten. Blonde und schwarzmarkene Individuen halten sich prozentual etwa die Waage. Das Fell eines gesunden Hovawarts ist lang, dicht, leicht gewellt, weich und glänzend.


Aufmerksam, unerschrocken, empfindsam
Während insbesondere die Zuchttheorien von Kurt F. König umstritten sind, hat sich seine Vorstellung vom Hovawart betreffend Wesen bis in die heutige Zeit grossenteils durchgesetzt. Seit Beginn der Hovawartzucht hatte nämlich ein zuverlässiger Charakter höchste Priorität. Lange verzichtete man sogar auf einen Standard im heutigen Sinn, stellte aber in einem Wesensstandard hohe Anforderungen an bestimmte Eigenschaften, die schon beim jungen Hund geprüft wurden: Unerschrockenheit, Verteidigungs- und Abwehrbereitschaft, Fährtentreue, Bringlust, Wasserpassion als Zeichen für Robustheit, Härte und Arbeitswillen. Die Bereitschaft des Hovawarts, seinen Herrn zu beschützen, sollte aus der festen Bindung an seine Bezugsperson herrühren. Angeborene oder anerzogene Bissigkeit war ausdrücklich unerwünscht; ebenso die Wildpassion.


Seiner ursprünglichen Aufgabe entsprechend ist der Hovawart bei entsprechender Aufzucht auch heute noch ein sehr selbstsicherer, aufmerksamer und unerschrockener Hund, der eigenständig und souverän handelt und nur mässig bereit ist, sich unterzuordnen. Er zeichnet sich aus durch eine starke Bindung an sein Zuhause und seine Bezugspersonen. Fremdlinge kündet er zwar mit beeindruckender Stimme an, unnötiges Kläffen kennt man von ihm nicht. Der Hovawart ist zwar nervlich belastbar und hat eine hohe Reizschwelle. Hab und Gut, sein Territorium, seine Familie, eine Beute und sein Futter kann er nötigenfalls aber mit Entschlossenheit bewachen und verteidigen. Der Hovawart macht den Eindruck, eine eigene Meinung zu haben und versucht zeitweilen, diese auch durchzusetzen. Hovawartfreunde bezeichnen ihre Hunde gern als intelligent, überlegt, einfallsreich und unbestechlich aber auch als sensibel, Anteil nehmend und manchmal nachtragend. Der Hovawart ist kein gefallsüchtiger, unterwürfiger Kuschelhund. Vielmehr tritt er als verlässlicher, begeisterungsfähiger Partner auf, der sein Leben mit uns teilen will und in jeder Situation für seinen Meister einsteht. Fremde, die ihm unsympathisch sind, hält er sich mit vornehmer Distanz vom Leib, bedrohlichen Situationen stellt er sich aber mutig und kompromisslos.


Haltung, Gesundheit und Pflege
Der Hovawart ist ein spät reifer Hund, der erst im Alter von etwa drei Jahren körperlich vollständig entwickelt und wesensmässig gefestigt ist. Erfreulicherweise ist er aber auch lange Jahre begeisterungsfähig, lernfreudig und leistungsbereit. Im Alter zwar weise und abgeklärt, zeigen sich Hovawarte auch in dieser Lebensphase noch vital, würdevoll und geistig rege. Die Lebenserwartung eines Hovawarts beträgt durchschnittlich etwa zwölf Jahre. Als temperamentvoller, robuster, anpassungsfähiger und aufgeweckter Hund braucht er täglich ausgiebig Bewegung und Beschäftigung; zwei Stunden im Minimum. Eigentlich spielt es keine Rolle, was man mit einem Hovawart unternimmt – Hauptsache man engagiert sich mit Freude und aus Liebe zum Hund. Unter dieser Voraussetzung ist jeder Hovawart der ideale Begleiter beim Wandern, Joggen, Schwimmen, Reiten, Radfahren, Langlaufen und auch auf Bergtouren, Skitouren oder Ferienreisen. Erhält er die nötige Zuwendung und Liebe, darf er Wohn- und Lebensraum mit seiner Familie teilen, hat er eine Aufgabe und kommt er sportlich auf die Rechnung, dann wird er sich zum angenehmen und ausgeglichenen Partner entwickeln.

 

Da man in der Zucht seit jeher grössten Wert auf Gesundheit gelegt hat, sind keine rassespezifischen Krankheiten oder körperlichen Mängel bekannt. Auch die bei grossen Rassen gefürchtete Hüftgelenksdysplasie konnte man bis heute dank effizienten, vorbeugenden Massnahmen in Schach halten. Ebenso sind Wachstumsstörungen eine Seltenheit. Auch ein Junghund darf jeden Tag laufen, spielen und fressen so oft und so viel er mag – so viel, um am Abend müde und zufrieden auf einen erlebnisreichen Tag zurückzublicken und keine Dummheiten mehr anzustellen. Mit gesundem Menschenverstand und der Fähigkeit, seinen Hund zu beobachten und dessen Signale zu deuten, wird er bestimmt nicht überfordert und auch nicht überfüttert. Vielmehr wird er sich fröhlich, mit guten konditionellen Reserven und vor Energie sprühend zum körperlich und nervlich gesunden und widerstandsfähigen Erwachsenen entwickeln.

 

Der Hovawart hat zwar ein reichhaltiges Haarkleid. Trotzdem ist die Pflege mit wenig Aufwand verbunden. Ein Hovawart wird so natürlich belassen wie möglich. Er braucht keinen Coiffeur und wird nicht shampooniert. Einmal pro Woche bürsten genügt. Während dem Fellwechsel im Frühling und Herbst empfiehlt es sich, den Hund täglich zu bürsten.


Rüde oder Hündin?
In vielen Köpfen herrscht die vorgefasste Meinung, ein Hovawartrüde sei schwieriger zu halten und zu erziehen als eine Hündin. Angeblich seien Hündinnen anhänglicher, artiger und ruhiger. Rüden dagegen, so das Klischee, seien kampflustiger, forderten einen mehr heraus und brauchten eine konsequentere Führung. Grundsätzlich ist zu bedenken, dass Rüden grösser und stärker sind als Hündinnen und gut und gern ein Gewicht von 45 Kilos erreichen. Tatsache ist, dass jeder Hovawart, ob Rüde oder Hündin, einmal ins Flegelalter kommt und seine Grenzen gegenüber Meister und Artgenossen abtastet. An einigen Individuen geht diese Phase fast spurlos vorbei, andere leben sie intensiver aus. Einige Pubertierende – auch Hündinnen – wollen sich messen mit meist schwächeren gleichgeschlechtlichen Artgenossen. Tatsache ist, dass es sich bei diesen Positionsritualen bei den Rüden um ein lautes, grobes und manchmal furchterregendes Imponiergehabe handelt. Hündinnen kämpfen dagegen ernsthafter und manchmal kompromisslos. In der Regel ist diese Phase mit etwa drei Jahren, abgeschlossen. Temperament und Anhänglichkeit unterscheiden sich individuell, zwischen den Geschlechtern gibt es diesbezüglich keine Unterschiede. Vielleicht darf man sagen, dass Rüden etwas ausgeglichener und behäbiger, Hündinnen launischer und tendenziell quirliger sind.


In der Regel werden Hovawartrüden nur kastriert, wenn sich diese Massnahme aus medizinischen Gründen aufdrängt, was fast nie der Fall ist: Harnträufeln ist bei dieser Rasse kein Thema. Jeder junge Hovawartrüde ist, angesichts der kleinen Rassepopulation und der schmalen Zuchtbasis, ein potenzieller Weitervererber. Kastrierte Rüden und Hündinnen werden träger, fresslustiger und tendieren dementsprechend zu Fettleibigkeit. Ihr Haarkleid wird deutlich länger und dichter und erfordert wesentlich mehr Pflegeaufwand.


Eine Hovawarthündin wird normalerweise im Alter zwischen acht und 15 Monaten erstmals hitzig und entwickelt einen Läufigkeits-Rhythmus von sechs bis neun Monaten. In der Schweiz sind die meisten Hündinnen, die nicht in der Zucht verwendet werden, sterilisiert; mit dem einzigen Zweck, die Läufigkeit auszuschalten. Weil Hovawarte spät reif sind, sollten Hündinnen frühestens im Alter von zwei Jahren kastriert werden. Bei im Jugendalter sterilisierten Weibchen verzögert sich die physische und psychische Entwicklung, was sich vor allem im Umgang mit Artgenossinnen negativ auswirkt: Zu jung kastrierte Hündinnen werden durch den hormonellen Eingriff in ihrer Entwicklung zum selbstbewussten, erwachsenen Hovawart massiv eingeschränkt. Tendenziell behalten sie das unterwürfige Benehmen des Junghundes und werden dementsprechend von Artgenossinnen häufiger dominiert. Dies prägt zweifellos die weitere Verhaltensentwicklung. Bei Hündinnen, die, wie empfohlen, im Erwachsenenalter kastriert werden, ist keine Verhaltensänderung festzustellen.

Erziehung und Ausbildung
Seit es in der Schweiz Hovawarte gibt, steht hierzulande die Haltung als Familienhund im Vordergrund. Ob Familien- oder Gebrauchshund: Erziehung und Ausbildung sind in jedem Fall gleich zu setzen mit Zeit, Zuwendung, Konsequenz, Einfühlungs- und Durchsetzungsvermögen. Konsequenz hat nichts zu tun mit Gewalt. Vielmehr braucht diese instinktsichere Hunderasse eine ruhige, sichere Menschenhand. Der Wille eines Hovawarts lässt sich nur schwer brechen, und einen Hovawart zu unbedingtem Gehorsam zu zwingen, ist nahezu unmöglich. Er wird sich auch von seiner wichtigsten Bezugsperson nie vollständig unterordnen lassen: Wird ein Hovawart physisch oder psychisch unter Druck gesetzt, wird sich der Hund früher oder später unmissverständlich gegen seinen Peiniger auflehnen. Es empfiehlt sich also, seinen Hovawart mit Einfühlungsvermögen, Diplomatie und hundepsychologischem Geschick zu erziehen – nach dem Prinzip, unerwünschtes Verhalten zu vermeiden und erwünschtes bestätigend zu fördern. Ein wichtiger Aspekt, den es bei der Erziehung eines Hovawarts zudem zu berücksichtigen gilt, ist die ausgeprägte Bereitschaft zum Bewachen und Verteidigen. Diese Eigenschaft bringt nicht nur Vorteile mit sich. Wer sich einen Hovawart einzig und allein als Wächter von Einfamilienhaus und Garten anschaffen will, soll besser die Hände davon lassen. Damit ein Hovawart beispielsweise unterwegs oder zu Hause nicht Fremdpersonen durch Verbellen stellt, muss man ihm schon als Junghund beibringen, bedrohliche von friedlichen Situationen zu unterscheiden.


Tendenziell ist der erwachsene, sichere Hovawart ein dominanter Hund, der weiss, wer er ist und was er will. Unter anderen Hunden tritt er deshalb eher als Leader-Typ auf, der sich allein mit seiner Präsenz unter Artgenossen Respekt verschafft. In der Regel steht er über der Sache und wird, wegen seiner körperlichen und mentalen Stärke, fast nur von Alpha-Typen provoziert. Er weiss mit Konflikten umzugehen. Wird er aber zum Kampf herausgefordert, lässt er sich nicht zwei Mal bitten, besonders wenn es dabei etwa um sein Territorium, sein Eigentum oder ein Mitglied „seines Rudels“ geht.


Der Hovawart darf als kinderfreundlich bezeichnet werden, wenn sich seine Bezugspersonen grundsätzlich der Verantwortung bewusst sind, die sie mit der Integration eines Hundes in einer Familie mit Kindern übernehmen. In der Hierarchie des „Rudels“ befinden sich Kinder höchstens auf gleicher Ebene des Hundes, oder er erachtet sie sogar als rangniedriger. Ein Hovawart wird die Befehle eines Kindes nicht ernst nehmen und sich von ihm auch nicht massregeln lassen. Weil er einem Kind körperlich überlegen ist, wäre es verantwortungslos, den Dreikäsehoch allein mit dem Hovawart auf den Spaziergang zu schicken. Werden Kindern und Hund von allem Anfang des Zusammenlebens an konsequent Grenzen gesetzt, und werden auf beiden Seiten klare Regeln und Tabus definiert, dann entwickelt sich zwischen einem Hovawart und „seinen“ Kindern eine wunderschöne, kumpelhafte und lehrreiche Freundschaft. Dies beweisen die unzähligen Familien mit Kindern jeden Alters, die nie mehr auf ihren Hovawart verzichten würden.


Seinem Verwendungszweck gemäss wurde der Jagdtrieb und die Wildpassion des Hovawarts züchterisch eher unterdrückt als gefördert. Wie jeder Hund ist aber auch der Hovawart ein Lauf- und Raubtier. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass einige wenige Individuen Gefallen daran finden, sichtbar flüchtendes Wild zu verfolgen. Dies zu vermeiden ist Erziehungssache. Ist der Hund einmal auf den Geschmack des Jagens gekommen, ist es bestimmt schwieriger, dem Hund diese Unart wieder abzugewöhnen. In der Regel lässt sich ein Hovawart problemlos unangeleint durch Feld, Wald und Wiesen spazieren führen.


Selbstverständlich bewährt sich der Hovawart auch im Sporthundewesen; nicht vergeblich gehört er zu den international anerkannten Gebrauchshunderassen. Dank seiner guten Nase und seiner Fähigkeit zum selbständigen Arbeiten zeichnet er sich insbesondere als Fährten-, Such-, Sanitäts-, Lawinen- und Katastrophenhund aus. Er eignet sich aber auch als Begleit- und – dank seinen ausgeprägten Verteidigungs- und Wacheigenschaften – als Schutzhund. Weniger liegt ihm die Disziplin Agility. In der Schweiz wird die Ausbildung des Hovawarts zum Schutzhund nicht gefördert. 

Die Hovawartzucht in der Schweiz
In der Schweiz wurde 1952 der erste, aus Deutschland importierte Hovawart im Hundestammbuch eingetragen, und 1956 fiel der erste Wurf dieser Rasse. Jährlich werden hierzulande etwa 15 Hovawartwürfe mit durchschnittlich sieben bis acht Welpen geboren. Produktionsstätten gibt es nicht. Alle Züchter in der Schweiz haben eine, selten zwei Hündinnen im gebärfähigen Alter. Seit Bestehen des Schweizerischen Hovawartclubs SHC werden Hovawarte nach sehr strengen Kriterien und Richtlinien gezüchtet, aufgezogen und für die Weiterzucht selektioniert. So kommen nur Hunde als Zuchttiere in Frage, die eine Exterieur- und eine Wesensprüfung bestanden haben, und die frei von Hüftgelenksdysplasie sind. Mit diesen und anderen Massnahmen werden folgende Zuchtziele angestrebt: Ein gesunder, widerstandsfähiger, sportlicher und im Alter vitaler Hovawart, der sich dank seiner nervlichen Belastbarkeit und Ausgeglichenheit problemlos den modernen Lebensumständen anpassen und in der heutigen Gesellschaft bestehen kann. Besonders wichtig ist bei der Zucht auch die Erhaltung der natürlichen Instinkte des Hundes. Dazu gehören unter anderem Paarungs-, Geburts- und Brutpflegeverhalten. Von der Zucht ausgeschlossen sind ängstliche und aggressive Tiere mit zu niedriger Reizschwelle und zu grosser Erregbarkeit. Betreffend äusseres Erscheinungsbild wird bei der Zuchtauslese besonders auf einen korrekten, harmonischen Körperbau und auf ein kraftvolles Gangwerk geachtet, was dem Hund erlaubt, sich mühelos und ohne Einschränkung fortzubewegen.

Leider gibt es in der Schweiz mehrere bekannte dissidente Züchter. Ihre Würfe stammen von nicht angekörten Elterntieren und deren Aufzucht wird weder von der SKG noch vom SHC-Zuchtwart kontrolliert. Meistens stellen diese Züchter ihren Tieren selbst gefertige Abstammungsurkunden aus und verkaufen die Hunde nur wenig unter dem Welpenpreis eines SHC-anerkannten Schweizer Züchters.

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